In Zeiten von internationaler Mobilität und globalen Investments sind Nachlässe selten auf ein Land beschränkt. Viele Menschen besitzen Immobilien im Ausland, Konten in verschiedenen Währungen oder Familienmitglieder mit anderer Staatsangehörigkeit. Dadurch entstehen komplexe Fragen: Welches Erbrecht gilt? Welche Steuern fallen an? Und wie kann man sicherstellen, dass der Nachlass reibungslos abgewickelt wird? Internationales Erben erfordert daher nicht nur juristisches Wissen, sondern auch vorausschauende Planung.
Welches Recht gilt im Erbfall?
Eine der wichtigsten Fragen im internationalen Erbrecht betrifft die sogenannte Erbstatut-Regelung – also welches nationale Recht auf den Nachlass angewendet wird. Innerhalb der EU gilt in der Regel das Erbrecht des Landes, in dem der Verstorbene zuletzt seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte. Wer in mehreren Ländern Vermögen besitzt, sollte daher genau prüfen, welche Gesetze greifen. In einigen Fällen kann der Erblasser auch festlegen, dass das Recht seiner Staatsangehörigkeit gelten soll – ein entscheidender Schritt, um spätere Konflikte zu vermeiden.
Unterschiedliche Erbgesetze und kulturelle Unterschiede
Erbrecht ist weltweit sehr unterschiedlich geregelt. Während in Deutschland Pflichtteile für nahe Angehörige gesetzlich garantiert sind, kennen andere Länder diese Regelung gar nicht. In manchen Staaten wird gemeinsames Eigentum anders behandelt, und in angelsächsischen Ländern können Nachlässe durch „trusts“ verwaltet werden. Diese Unterschiede führen häufig zu Missverständnissen, wenn Vermögen über Ländergrenzen hinweg vererbt wird. Deshalb ist es entscheidend, alle betroffenen Rechtssysteme frühzeitig zu berücksichtigen.
Doppelbesteuerung und steuerliche Fallstricke
Neben den rechtlichen Fragen spielen steuerliche Aspekte eine große Rolle. Wenn Erben oder Vermögen in unterschiedlichen Staaten liegen, kann es zur Doppelbesteuerung kommen. Das bedeutet: Sowohl der Staat des Verstorbenen als auch der des Erben können Erbschaftssteuer verlangen. Zwar existieren Doppelbesteuerungsabkommen zwischen einigen Ländern, doch sie decken nicht alle Fälle ab. Eine gezielte steuerliche Planung kann helfen, unnötige Belastungen zu vermeiden und den Nachlass effizient zu strukturieren.
Testamentarische Gestaltung über Grenzen hinweg
Ein internationales Testament ist unerlässlich, wenn Vermögen in verschiedenen Ländern liegt. Es sollte klar formulieren, welche Vermögenswerte sich wo befinden und wie sie verteilt werden sollen. Zudem muss das Testament in allen betroffenen Ländern rechtlich gültig sein – was oft besondere Formvorschriften erfordert. Wer hier rechtzeitig handelt, verhindert spätere Streitigkeiten und langwierige Verfahren.
Rechtliche Beratung als Schlüssel zur Sicherheit
Ein Fachanwalt Erbrecht mit internationaler Erfahrung kann helfen, alle rechtlichen, steuerlichen und organisatorischen Aspekte zu koordinieren. Er kennt die Besonderheiten verschiedener Rechtssysteme und sorgt dafür, dass alle Dokumente – vom Testament bis zur Vermögensaufstellung – den Anforderungen mehrerer Länder entsprechen. So bleibt der letzte Wille auch dann verbindlich, wenn Grenzen überschritten werden.
Fazit: Grenzenloses Erben braucht klare Regeln
Internationales Erben ist komplex, aber mit der richtigen Vorbereitung gut beherrschbar. Wer frühzeitig plant, juristische Beratung in Anspruch nimmt und klare Dokumente erstellt, schützt seine Familie und sein Vermögen über Ländergrenzen hinweg. In einer global vernetzten Welt ist Erbrecht längst keine nationale Angelegenheit mehr – sondern Ausdruck von Verantwortung, Weitsicht und guter Planung.